Sachverhalt
Eine aktuelle Studie der Universität Trier hat empirisch belegt, dass erhöhte Geldwäscheaktivitäten im Immobiliensektor mit steigenden Immobilienpreisen korrelieren. Durch die Auswertung von Verdachtsmeldungen der Financial Intelligence Unit (FIU) und der Immobilienpreisentwicklung in den Top-7-Städten Deutschlands wurde festgestellt, dass mit einer Zunahme von Geldwäscheverdachtsmeldungen auch die Immobilienpreise stiegen. Diese Entwicklung wird als Indikator für die Infiltration illegaler Gelder in den Immobilienmarkt gesehen, die die Preise künstlich in die Höhe treiben. Die Studie zeigt, dass eine effektive Reduzierung der Geldwäsche nicht nur regulatorische Vorteile, sondern auch einen spürbaren finanziellen Nutzen für Immobilienkäufer bringt. Trotz verschiedener gesetzlicher Maßnahmen, wie dem Verbot von Barzahlungen beim Immobilienerwerb, bleibt der Sektor anfällig für Geldwäsche, insbesondere durch komplexe Firmenstrukturen, die es erschweren, wirtschaftlich Berechtigte zu identifizieren.
Rechtliche Bewertung
Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Bekämpfung von Geldwäsche im Immobiliensektor sind durch die Einführung der Geldwäschegesetzmeldepflichtverordnung gestärkt worden. Diese Verordnung, die seit Oktober 2020 in Kraft ist, verpflichtet Notare, Banken und andere Beteiligte, Verdachtsmeldungen zu erstatten, wenn Anzeichen für Geldwäsche vorliegen. Trotz dieser Maßnahmen fließen jährlich schätzungsweise mehrere Milliarden Euro aus der organisierten Kriminalität in den Immobilienmarkt. Das Verbot von Barzahlungen ab 2023 ist ein richtiger Schritt zur Eindämmung von Geldwäsche, reicht jedoch nicht aus, um die Herausforderungen vollständig zu adressieren. Die Studie zeigt, dass ein Immobilientransaktionsregister, das eine umfassende Transparenz bieten könnte, aufgrund politischer Unstimmigkeiten nicht umgesetzt wurde. Für eine effizientere Bekämpfung der Geldwäsche sind mehr qualifizierte Ermittler und eine bessere technische Ausstattung der FIU notwendig, um die hohe Anzahl an Verdachtsmeldungen zeitnah und effektiv zu bearbeiten.
Fazit
Die Bekämpfung von Geldwäsche im Immobiliensektor erfordert eine Kombination aus regulatorischen Anpassungen und operativen Verbesserungen. Die Reduzierung von Geldwäscheaktivitäten könnte nicht nur zu einer faireren Preisgestaltung auf dem Immobilienmarkt führen, sondern auch die Integrität des Marktes stärken. Banken, Notare und andere Verpflichtete sollten ihre Meldepflichten ernst nehmen und aktiv an der Geldwäscheprävention mitwirken. Die Einführung eines Immobilientransaktionsregisters könnte die Transparenz erheblich erhöhen und die Identifizierung wirtschaftlich Berechtigter erleichtern. Zudem ist es entscheidend, die FIU personell und technisch besser auszustatten, um die Bearbeitung von Verdachtsmeldungen zu beschleunigen und die Effektivität der Geldwäschebekämpfung zu steigern. Der Finanzsektor sollte den Dialog mit Aufsichtsbehörden suchen, um offene Fragen frühzeitig zu klären und Maßnahmen abzustimmen.
Ihr Ansprechpartner:
Dr. A. Dominik Brückel
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